Wie erkennt man eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur?
Eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur ist ein weit verbreitetes, jedoch häufig unterschätztes Problem, das sowohl Frauen als auch Männer betreffen kann. Der Beckenboden spielt eine zentrale Rolle für die Kontrolle über Blase und Darm, die Stabilität des Rumpfes und das allgemeine Wohlbefinden. Wenn diese Muskeln geschwächt sind, können unangenehme Symptome wie Inkontinenz, Schmerzen oder ein Druckgefühl im Unterleib auftreten. In diesem Artikel wird erklärt, wie man eine Beckenbodenschwäche erkennt, welche Ursachen und Risikofaktoren sie begünstigen, und wie sie diagnostiziert und behandelt werden kann.
Bedeutung des Beckenbodens für die Körperfunktion
Der Beckenboden ist eine komplexe Muskelgruppe, die sich wie eine Hängematte zwischen Schambein, Steißbein und Sitzbeinhöckern spannt. Er stützt die Organe des kleinen Beckens – Blase, Gebärmutter (bei Frauen) und Darm – und sorgt für Kontinenz, also die Fähigkeit, Urin und Stuhl zu kontrollieren. Gleichzeitig unterstützt er die Wirbelsäule, spielt eine Rolle bei der Atmung und trägt zur sexuellen Funktion bei. Wenn diese Muskeln geschwächt sind, können verschiedene Funktionsstörungen auftreten, die sich unterschiedlich äußern.
Häufige Symptome einer Beckenbodenschwäche
Harninkontinenz und unkontrollierter Urinverlust
Das auffälligste Anzeichen einer Beckenbodenschwäche ist ungewollter Harnverlust. Besonders häufig tritt dieser beim Husten, Niesen, Lachen oder Sport auf – Situationen, in denen der Druck im Bauchraum ansteigt. Diese Form der Inkontinenz wird als Belastungsinkontinenz bezeichnet und ist ein klassisches Symptom für eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur. Weitere Informationen finden Sie hier: pelvi-care.de
Druckgefühl und Senkungsbeschwerden
Ein weiteres Warnzeichen ist ein Druckgefühl im Becken oder das Gefühl, dass „etwas nach unten zieht“. Bei fortgeschrittener Beckenbodenschwäche kann es zu einer Organsenkung (Prolaps) kommen, bei der sich Blase, Gebärmutter oder Darm absenken. Frauen beschreiben häufig das Gefühl, dass sich „etwas nach unten drückt“, insbesondere nach langem Stehen oder körperlicher Belastung.

Schmerzen im unteren Rücken oder Beckenbereich
Eine schwache Beckenbodenmuskulatur kann auch Rückenschmerzen verursachen, da der Beckenboden eng mit der Rumpfmuskulatur zusammenarbeitet. Wenn diese Stabilität fehlt, müssen andere Muskelgruppen kompensieren, was zu Verspannungen und Fehlhaltungen führen kann.
Sexuelle Funktionsstörungen
Auch die sexuelle Empfindung kann durch eine Beckenbodenschwäche beeinträchtigt werden. Bei Frauen kann es zu einer verminderten Empfindsamkeit oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr kommen. Männer berichten manchmal von Erektionsproblemen oder vorzeitigem Samenerguss, wenn die Beckenbodenmuskulatur geschwächt ist.
Ursachen und Risikofaktoren
Schwangerschaft und Geburt
Bei Frauen ist die häufigste Ursache für eine Beckenbodenschwäche die Schwangerschaft und vaginale Entbindung. Das zusätzliche Gewicht des Babys sowie die Dehnung während der Geburt belasten die Muskeln erheblich. Besonders Mehrlingsgeburten oder schwere Geburten mit Geburtsverletzungen erhöhen das Risiko.
Alter und hormonelle Veränderungen
Mit zunehmendem Alter nimmt die Muskelmasse ab, auch im Beckenboden. Hormonelle Veränderungen während der Menopause, insbesondere der Rückgang von Östrogen, führen zu einer verminderten Elastizität und Spannkraft des Gewebes.
Übergewicht und chronischer Druck
Ein dauerhaft erhöhter Druck im Bauchraum – etwa durch Übergewicht, chronischen Husten oder Verstopfung – schwächt langfristig die Beckenbodenmuskulatur. Auch schweres Heben im Alltag oder Beruf kann zu einer Überlastung führen.
Operationen und neurologische Ursachen
Chirurgische Eingriffe im Beckenbereich, etwa an Blase, Prostata oder Gebärmutter, können die Muskeln oder Nerven schädigen. Ebenso können neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson oder Rückenmarksverletzungen den Beckenboden beeinträchtigen.
Diagnostik: Wie wird eine Beckenbodenschwäche festgestellt?
Ärztliche Untersuchung
Ein Gynäkologe, Urologe oder Physiotherapeut kann die Beckenbodenfunktion durch eine körperliche Untersuchung beurteilen. Dabei wird geprüft, wie stark sich die Muskeln anspannen lassen und ob Organsenkungen vorliegen.
Funktionelle Tests und Bildgebung
Zusätzlich können Ultraschalluntersuchungen, Beckenbodenmanometrie (Messung der Muskelspannung) oder elektromyografische Tests eingesetzt werden, um die Aktivität der Muskeln objektiv zu messen. Bei komplexen Fällen wird oft eine Urodynamik durchgeführt, um die Blasenfunktion genauer zu analysieren.
Prävention und Stärkung der Beckenbodenmuskulatur
Regelmäßiges Beckenbodentraining
Das wirksamste Mittel zur Vorbeugung und Behandlung ist gezieltes Beckenbodentraining (Kegel-Übungen). Diese Übungen stärken die Muskulatur, verbessern die Körperwahrnehmung und unterstützen die Kontrolle über Blase und Darm.
Körperhaltung und Atmung
Eine gute Körperhaltung und bewusste Bauchatmung helfen, den Beckenboden zu entlasten. Wer beim Heben, Husten oder Niesen die Spannung des Beckenbodens bewusst hält, kann langfristig Schäden vermeiden.
Ernährung und Lebensstil
Eine ballaststoffreiche Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und regelmäßige Bewegung fördern die Verdauung und verhindern chronische Verstopfung – ein häufiger Belastungsfaktor für den Beckenboden. Auch das Vermeiden von Übergewicht und Nikotin wirkt sich positiv aus.
Wann sollte man ärztliche Hilfe suchen?
Wer regelmäßig Harnverlust, Druckgefühle oder Schmerzen verspürt, sollte frühzeitig einen Arzt aufsuchen. Eine rechtzeitige Diagnose kann verhindern, dass sich die Schwäche verschlimmert. In vielen Fällen kann ein individuelles Trainingsprogramm oder eine physiotherapeutische Behandlung die Beschwerden deutlich lindern. Bei fortgeschrittenen Fällen können operative Maßnahmen in Betracht gezogen werden.
Fazit
Eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur ist ein häufiges, aber behandelbares Problem. Die frühzeitige Erkennung der Symptome – von Inkontinenz über Senkungsbeschwerden bis hin zu Rückenschmerzen – ist entscheidend für eine erfolgreiche Therapie. Durch gezieltes Beckenbodentraining, bewusste Lebensgewohnheiten und medizinische Unterstützung lässt sich die Muskelkraft wieder aufbauen und die Lebensqualität nachhaltig verbessern. Wer auf die Signale seines Körpers achtet, kann die Gesundheit des Beckenbodens langfristig schützen und Beschwerden effektiv vorbeugen.
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